Das Smartphone, gesellschaftlich verordnet und frei erhältlich?


 

Laut der JIM Studie von 2014 besitzen 99 Prozent der Jungen und  96 Prozent der Mädchen ein WAP-fähiges Smartphone, 91 Prozent der Jungen und 92 Prozent der Mädchen haben Zugang zum Internet und sind somit autark im WWW unterwegs.

Das Internet verlockt mit immer neuen Plattformen, die speziell für Jugendliche zugeschnitten sind, deren Attraktivität aber teilweise genauso hoch wie die damit immanent verbundenen Gefahren sind.

Eltern ist teilweise gar nicht bewusst, was genau in und aus den Kinderzimmern kommuniziert und meist arglos gepostet wird. Genau diese Problematik verdeutlichte Professor Doktor Jörn Schlingensiepen auf seiner Vortragsveranstaltung in der Aula der Rabanus Maurus Schule in Fulda am 11.02.2015. Ausgehend von einer Visualisierung der Proliferation von Daten und die im Hintergrund ablaufenden stillen Verbindungen zwischen Remote-Servern durch das Firefox Browser-Tool “LightBeam”, welches auf schwarzem Hintergrund sofort alle Verbindungen anzeigt, die eine einmal aufgerufene Website mit anderen aufnimmt, ohne dass der Benutzer das auf der WYSIWYG-Oberfläche bemerkt.

Auf diese Weise gelangen offene Profildaten problemlos in die Hände Dritter, verantwortlich dafür können die Cookies sein: Diese stammen aus den “Ur-Zeiten” des Internets und stellen ein einfache Textdateien dar, die  Daten über besuchte Webseiten vorrätig halen,  welche der Webbrowser beim Surfen im Internet gespeichert hat. Ein Cookie diente also zu Zeiten des 16.6er Modems dazu , dass der User sich beim wiederholten Besuch einer verschlüsselten Seite nicht erneut anmelden musste – das Cookie "merkte" sich die benötigten Daten.
Das Internet ist mittlerweile ultraschnell und Cookies wären somit eigentlich obsolet, doch  wird genau diese immer noch vorhandene Möglichkeit, Nutzerdaten in Textdateien abzuspeichern ,gerne von zwielichtigen Personen zur Manipulation benutzt, denn das Cookie speichert alle Informationen über das private Surfverhalten und übermittelt diese, ähnlich wie ein Trojaner, ungefragt an einen anonymen Empfänger. Anders als beim Trojaner schleicht sich ein Cookie jedoch nicht heimlich ins System ein; Cookies sind ein integraler Bestandteil des Browsers und der Anwender kann das Verhalten der Cookies einsehen, reglementieren oder diese sogar löschen.

Weiterhin ging Prof. Dr. Schlingensiepen auf die nicht zu unterschätzenden Gefahren der Plattformen FaceBook, WhatsApp, Skype, Instagram und den neuesten, speziell auf die Teens zugeschnittene Plattformen mit  anonymer Anmeldung  die scheinbar ein beliebter Umschlagplatz für Pädophile ist. Im Gegensatz zu Whatsapp und anderen Messengern muss man hier nicht mit einer existenten Telefonnummer oder einem realen Namen anmelden, sondern mit einem fiktiven Nickname, unter dem man mit anderen in Kontakt tritt.

So hat zum Beispiel die neueste Kik-App schon 90 Millionen User weltweit. Vor allem Teens zwischen elf und fünfzehn lieben sie und das nutzen - so die Kripo - Pädophile aus, die so im Schutz der Anonymität Kinder und Minderjährige über die App kontaktieren. Besonders gefährlich wird es wenn Kinder und Jugendliche die App mit ihrem Instagram-Account verlinken, da so die gesamten Daten des persönlichen Profils offen liegen.  Jörn Schlingensiepen ging dann in diesem Zusammenhang noch auf die Gefahren durch Sexting und Cybermobbing ein.

Eine Tabuisierung des Smartphones und des Internets - so Prof. Dr. Schlingensiepen - sie aber kein Weg aus der Misere: Verbote und restriktive Filterung des Internets in den Schule seien angesichts der Tatsache, dass Jugendliche diese Sperren leicht durch das Einrichten eines Hotspots mit dem eigenen Handy umgehen können - keine Lösung.

Vielmehr müsse schon frühzeitig begonnen werden, den Jugendlichen die Gefahren eines allzu sorglosen Umgangs mit Bildern und Texten im Internet und den dort latent lauernden Gefahren bewusst zu machen, um sie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit diesem allgegenwärtigen Medium zu befähigen.

Im Anschluss stand Professor Doktor Schlingensiepen dann den Anwesenden noch für einen gute Dreiviertelstunde zur Diskussion zur Verfügung, wovon reger Gebrauch gemacht wurde.