Schule 2.0: Paradigmenwechsel

Prof. Dr. Frank Thissen in der iPad-Klasse 7d

Die Tatsache, dass eine modernes konnektivistisches Unterrichten mit digitalen Medien nicht in erster Linie von der Technik,  sondern vielmehr von der methodisch didaktischen Passung abhängt, wurde von Prof. Dr. Frank Thissen in seiner Eingangsrede betont. Seine theoretischen und praktischen Ausführungen machten klar, dass die Schule sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters stellen muss und dass es diese in der Pflicht stehen, die Jugendlichen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den digitalen Medien zu befähigen.
Es ist jedoch nicht damit getan, lediglich Technik anzuschaffen, jedoch in traditionellen Denk- und Verhaltensmustern zu beharren, denn es geht nicht um die Substitution von Bekanntem, sondern  um eine Redefinition des Lernens mit dem iPad.
Um die 21st Century Skill in der Schule effizient einsezten zu können, ist also auch ein fundamentaler Paradigmenwechsel und eine Neudefinition der Rolle und des Selbstverständnisses der Lehrenden aber auch der Lernenden notwendig.

Um die Notwendigkeit einer Umstrukturiereung und Redefinition von Schule zu demonstrieren, befragte Prof. Dr. Frank Thissen im Rahmen der Evaluation des iPad-Klassen-Konzeptes der Freiherr-vom-Stein-Schule die Schülerinnen und Schüler der iPad-Klasse 7d nach ihren Erfahrungen mit den iPads und der damit einhergehenden Form des offenen Unterrichts. Die Schülerinnen und Schüler der iPad-Klasse zeigten sich sehr zufrieden mit der Form des neuen Lernens und empfahlen, das iPad-Konzept für alle Schülerinnen und Schüler zu öffnen.
Aufbauend auf diese positive Rückmeldung bat Prof. Dr. Thissen die Klasse darum, zu visualisieren, wie darüberhinaus idealer Unterricht aus ihrer Sicht auszusehen habe. Die Klasse erhielt dafür rund 45 Minuten Zeit und präsentierte dann die Eegebnisse medial.

Als Fazit dieser Brainstroming-Runde kam heraus, dass viele Schülerinnen und Schüler sich eine Abkehr von der starren 45-Minuten-Taktung wünschten und sich auch größere Freiheiten bei der Gestaltung des Lernprozesses wünschten. Ferner wurde deutlich, dass auch die Behandlung von "Fehlern" sich verändern müsse. So wurde bemängelt, dass man gar keine Chance hätte, eine Aufgabe, die man nicht richtig erlegigen konnte, nochmal lösen zu dürfen, um zu zeigen, dass man sich verbessert habe.

Die Klasse 7d formulierte noch eine lange Liste weiterer Wünsche, die bisher nicht oder nur in Ansätzen im schulischen Alltag umgesetzt werden können.
 
Dass Wünsche nach einer solch radiklae Umgestaltung von Unterricht  legitim sind und dass solche Formen von Schule vom  Ansatz her keine Utopie sind, sondern bereits gelehrt und gelebt wird, zeigte Frank Thissen an Hand des Beispiels der Alemannenschule in Wutöschingen auf. Die Alemannenschule Wutöschingen ist eine Gemeinschaftsschule, die sich bereits seit dem Jahr 2008  auf den Weg gemacht hat, um ein individualisiertes, kooperatives und reziprokes Lernen zu kultivieren.